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Mitglieder- und Ehrungsabend des MV Mühlhausen zum 90-jährigen Jubiläum

Ein dankbarer Rückblick auf die Vereinsgeschichte und ein hoffnungsvoller Ausblick in die Zukunft

Mühlhausen – rka – Es war ein Abend des dankbaren Zurückblickens auf neun Jahrzehnte bewegter Vereinsgeschichte und ein hoffnungsfroher Ausblick auf die Zukunft, dieser Mitglieder- und Ehrungsabend des Musikvereins im Bürgerhaus, in dessen Mittelpunkt die Musik in ihrer ganzen Vielfalt, der Dank an die treuen, engagierten Mitglieder und die Pflege der Kameradschaft standen. Zum 90-jährigen Jubiläum präsentiert sich der Verein, der im Jahre 1925 von 18 Männern unter der Führung des jungen, musikbegeisterten Lehrers Julius Ritzi und des Pfarrers Josef Sommer in der Bernhardushalle gegründet wurde, als „Aushängeschild“ der Gemeinde, der erfolgreich neue Wege beschritten hat und sich um die Erfüllung der Frauenquote keine Sorgen zu machen braucht. Das zeigte sich schon bei der Begrüßung durch das Vorsitzendenduo Claudia Jablonka und Annette Glapka-Welker, die auf die große Bedeutung des Laienmusizierens hinwiesen; denn neun Millionen Menschen in Deutschland spielen heute ein Musikinstrument und tragen damit zum Reichtum und zur Vielfalt der Musik bei.

Muehlh_90_Jahre_Musikverein_056Claudia Jablonka skizzierte die Anfänge der Blasmusik in Mühlhausen, geprägt durch die bitteren Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, die zwischenzeitliche Blütezeit, den passiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus und den Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg. „Ein Verein ist immer nur so gut wie die Menschen, die ihn gestalten“, so Claudia Jablonka. So seien es viele, engagierte Musiker, Dirigenten, Vorsitzende und Vereinsmitglieder gewesen, welche die Geschichte des Vereins entscheidend geprägt hätten. Dank der großartigen Jugendarbeit und der Öffnung für das weibliche Element habe man einen „enormen, musikalischen Aufschwung“ erreicht.

Den folgenden, musikalischen Aufbruch nannte Jablonka eine mutige, weitreichende Entscheidung. Diese Aufwärtsentwicklung sei eng verbunden mit dem Namen des Dirigenten Dominik Koch, dem der Verein dank seiner musikalischen Kompetenz, seiner Präzision und seiner klaren Vorstellungen den hervorragenden Ruf zu verdanken habe. „Heute sind wir sehr stolz auf unser erreichtes, musikalisches Niveau“, so die Rednerin. Auch dieser Prozess habe sich nicht von heute auf morgen vollzogen. Es habe viel Zeit und Geduld gebraucht, um alle Musiker „auf die Reise mitzunehmen“.

Voller Stolz berichtete die Co-Vorsitzende Annette Glapka-Welker, wie sich der Verein heute präsentiert: Man zählt 296 Mitglieder, davon spielen 91 aktiv in verschiedenen Gruppierungen, angefangen von der Bläser-AG über das Vor- und Jugendorchester bis hin zum Erwachsenenorchester. „Das Wort Gemeinschaft wird bei uns groß geschrieben“, so die Vorsitzende. Ein gemeinsames Probenwochenende, Vereinsausflug, Maiwanderung, Sommerfest könnten viel Raum zur Pflege der Gemeinschaft unabhängig vom Musizieren bieten. Alle diese positiven Voraussetzungen seien eine gute Ausgangsbasis, von der man sehr zuversichtlich in die Zukunft schauen könne. „Bei allen notwendigen Veränderungen ist eines gleich geblieben: Die Musik, das musikalische Erlebnis und das Vereinsleben“, so Annette Glapka-Welker. Trotzdem werde man auch in der Zukunft im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen den Erwartungen der Jugend und der „vereinserfahrenen Musiker leben müssen. Dies zu meistern, sei eine wichtige Aufgabe.

BeMuehlh_90_Jahre_Musikverein_052wusst verzichtete man an diesem Ehrungsabend auf einen Auftritt des Blasorchesters, sondern servierte durch verschiedene, neu formierte Ensembles kammermusikalische Kostbarkeiten. Zuvor hatte das Jugendorchester unter der Leitung von Alexander Six die Gäste begrüßt und den Sektempfang musikalisch umrahmt. Dann eröffnete das Bläserquintett den Festabend mit der „Jupiterhymne“ von Gustav Holst und dem Beatles-Hit „Yesterday“. Klassisch wurde es mit einem „Rondo“ von Wolfgang Amadeus Mozart, vorgetragen vom Klarinetten-Ensemble und einem „Menuetto““, gespielt vom Holzbläser-Trio. Vom Hofkomponisten Ludwigs II. von Preußen, Johann Joachim Quantz stammte das Querflötenstück „Preludio“ aus seiner „F-Dur-Sonate“. Feurige Konzertmusik präsentierte das Saxophon-Ensemble mit einem Paso Doble Flamenco des Spaniers Antonio Parera. Das Vibraphon-Trio hüpfte virtuos über die Klangstäbe bei Larry S. Spivacks „Cowboy“. Mit dem Pop-Hit „Hip to be square“ von Huey Lewis beendete das Blechbläser-Ensemble den offiziellen Programmteil.

Ins Zentrum seiner Festansprache stellte der Landtagsabgeordnete Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr, selbst Gitarrist und Sänger, den Song von Reinhard Mey „Ein Stück Musik von Hand gemacht“, den er am Ende seiner Rede selbst vortrug. „Die Laienmusik ist eine große Bürgerbewegung“, so seine Feststellung. Er lobte vor allem das Engagement der Jugend im Verein. Immerhin sei ein Drittel aller Musiker jünger als 18 Jahre. Gleichzeitig warf er einen Blick in die Vergangenheit der Musik als „zentrales Medium von Menschen jenseits der Sprache“ und als „Bindeglied gemeinsamer Verständigung“. Bereits vor 45000 Jahren hätten Menschen Musik gemacht und sei es nur mit Instrumenten aus Steinen, Muscheln und Knochen. Die heute fünf Millionen Laienmusiker in Deutschland seien der Beweis, welchen Stellenwert auch heute noch die „eigenhändig gemachte Musik“ habe. Schmidt-Eisenlohr wies in diesem Zusammenhang auf die große Bedeutung der musikalischen Früherziehung und der Nachwuchsförderung hin. Deshalb lautet auch seine Forderung: „Musik muss ihren Platz in der Gesellschaft behalten!“

Gerade auf den Musikverein Mühlhausen treffe dieser Satz zu, da man hier Bewährtes erhalte und gleichzeitig neue Wege gehe. Mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren dürfe man trotz des 90-jährigen Jubiläums von einem „jungen Verein“ sprechen, der sich aber auch seiner Tradition und Geschichte bewusst sei. Den Pionieren des Musikvereins bescheinigte der Festredner „Mut und Enthusiasmus“, was mit dazu beigetragen habe, dass sich der Verein heute als „Aushängeschild der Gemeinde“ präsentiert. Dem Musikverein und seiner „Musik von Hand gemacht“, aus „Fleisch und Blut“ – auch bei Stromausfall, wie Reinhard Mey meint – wünschte Schmidt-Eisenlohr noch „viele erfolgreiche Jahre“.

Muehlh_90_Jahre_Musikverein_061Die Grüße des Blasmusikverbands Rhein-Neckar und Baden-Württemberg überbrachte Helmut Spannagel. Sein Verband sei stolz, dass er einen solchen Verein und ein solches Vorzeigeorchester in seinen Reihen habe. Die Ehrungen stellte er unter das Leitwort: „Die Gerechtigkeit hat ihren liebenswürdigen Tag“. „Der Musikverein Mühlhausen kann stolz auf seine Geschichte sein“, betonte der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Stephan Harbarth, selbst Mitglied des Musikvereins, in seinen Grußworten. Aber der Verein sei zu seiner großen Freude auch fit für die Zukunft. Es sei die Kraft der Musik, die Bereitschaft und Kreativität, die mit dazu beitragen, das kulturelle und gesellschaftliche Leben in der Gemeinde mit zu gestalten. Gerade die Politik müsse sich der Bedeutung der Musikvereine als Kulturträger bewusst sein – und das nicht nur in Sonntagsreden. Der Fleiß und das Engagement vieler Frauen und Männer hätten zur „Erfolgsgeschichte des Musikvereins“ beigetragen.

Auch Bürgermeister Jens Spanberger streifte in seinem Grußwort die wechselvolle Geschichte des Vereins, um dann festzustellen: „Wir alle können froh sein, dass es bis heute Musikerinnen und Musiker gibt, die sich mit Herzblut, Leidenschaft und Können ehrenamtlich für den Verein einsetzen. Dies sei eine „große kulturelle und gesellschaftliche Bereicherung“ für die Gemeinde. Ein großes Lob verteilte der Bürgermeister für die wertvolle Jugendarbeit: „Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft“, so Jens Spanberger. Unter diesen guten Voraussetzungen sei ein „Aufbruch zu neuen Ufern“ möglich.

Das Schlusswort vor dem gemütlichen Teil des Abends hatte der Ehrenvorsitzende des Musikvereins, Roland Koch, für sich selbst reserviert. Er hatte genau die Hälfte der Vereinsgeschichte als Aktiver miterlebt. Heute dürfe er erfahren, zu welch „unvorstellbaren, musikalischen Höhen“ sein Verein fähig sei. Man habe genau den richtigen Weg eingeschlagen, ohne die Tradition zu verlassen und sei so zu den Wurzeln der Blasmusik zurückgekehrt. Er sei sich sicher, dass der musikalische Höhenflug anhält, wenn der „supergut organisierte Verein“ mit seinem Vorstandsduo weiterhin die idealen Rahmenbedingungen schaffe. Deshalb sein Appell an alle: „Lasst uns mit allen Kräften den Verein unterstützen, damit wir den erfolgreich eingeschlagenen Weg weiter gehen können“.

Für außergewöhnliche Verdienste um den Musikverein wurden Ernst Fuchs, Michael Kretz, Franz Rühl, Günther Hotz und Andreas Metzger zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die Dirigentennadel in Silber für 15-jährige Tätigkeit erhielt Dominik Koch. Die Fördermedaille des Vereins erhielten Reinhold Sauer, Günther Hotz (35 Jahre), Klaus Deimel (30 Jahre), Andreas Metzger (25 Jahre), Thomas Walter (10 Jahre). Für langjährige, aktive Musikertätigkeit wurden geehrt: Klaus Deimel (50 Jahre), Volker Back, Claudia Jablonka, Reinhold Sauer, Ingo Schuhmacher (40 Jahre), Christoph Kempke (20 Jahre), Luisa Classen, Teresa Laier, Julian Metzger, Tobias Metzger, Jonas Nürnberg, Lisa Strobel, Jannis Welker, Tim Welker (10 Jahre). Ehrennadeln für fördernde Mitgliedschaft erhielten: Adolf Hammerlindl, Ernst Hotz, Roland Pfeifer, Paul Schneider, Gertrud Rittel (50 Jahre); Helmut Pfauser, Friedrich Kretz, Norbert Menges, Werner Sauer (40 Jahre); Hildegard Fillinger, Heinz-Werner Koch, Regina Menges, Günter Wagner (30 Jahre); Sabine Grillo-Knopf, Walter Heckmann, Walpurga Heß, Paul Hotz, Volker Koch, Ulrich Müller, Bruno Sauer, Rosemarie Schmitt (20 Jahre); Bernadette Claßen, Regina Dehnelt, Ulrike Metzger, Reinhold Stern, Thomas Walter, Gerhard Welker (10 Jahre).